
Während Zaunkönig – der im letzten Blogbeitrag im Mittelpunkt stand – zu den großen, auch namentlich bekannten Street Artists der Stadt gehört, scheint der nachfolgende Stickernde heute weitgehend in Vergessenheit geraten zu sein. Im Sommer 2025 erinnern nur noch wenige Überreste seiner Werke an sein Wirken. Da aber Sticker gar keine allzu lange Haltbarkeit haben, muss sie oder er vielleicht Anfang der 2020er Jahre klebend in der Stadt unterwegs gewesen sein.
Am Innenhafen, ganz in der Nähe des Landesarchivs im alten Getreidespeicher, hat sich auf einem Schifffahrtszeichen eines der Hauptwerke des Artist erhalten: Die Tuschezeichnung einer vermummten, wahrscheinlich weiblichen Person, die eine Handfeuerwaffe auf die Vorübergehenden richtet. Das martialische Motiv scheint dabei einem japanischen Anime entsprungen zu sein. Hierauf weist die auffällige Frisur des Stickermotivs mit ihrem zweifachen Dutt – dem sogenannten Space Bun – hin, den beispielsweise die Figuren in der bekannten Anime-Serie Sailor Moon tragen. Dagegen symbolisieren die Waffe, die um eine Kreuzkette ergänzt wird, die Sexualisierung der weiblichen Brust und die Vermummung die us-amerikanische Hip-Hop-Kultur.
Es ist dem relativ wind- und wettergeschützten Standort des Werks geschuldet, dass sich der Sticker heute noch erhalten hat. Besonders an den Rändern sind aber bereits erste Hinweise auf Materialermüdung erkennbar. Der Sticker scheint nicht professionell hergestellt worden zu sein, stattdessen wurde mit Klebefolie gearbeitet, durch die am Rand der Arbeit eine auffällige, umlaufende Schicht erkennbar ist.
Der einzige schriftliche Hinweis auf den Künstler ist auf der Waffe im Stil eines Markennamens angebracht. Das steht „Sailor Sub“. Damit wird des wahrscheinlicher, dass es sich bei der Darstellung um eine Anspielung auf das Sailor-Moon-Franchise handelt.
Im Stadtraum finden sich aber noch einige andere Hinweise auf den unbekannten Street Artist aus der Vergangenheit: Obwohl es sich bei „Sailor Sub“ um ein Einzelwerk handeln könnte, ist es unwahrscheinlich, dass der Artist seine Sticker-Karriere mit einem solch großen Werk startete.


Über die Klebetechnik, den Erhaltungszustand, die benutzten Materialien und das Anime-Motiv rückt ein unscheinbarer Sticker am Briefkasten in der Duisserner Moltkestraße in das Zentrum des Interesses, bei dem kaum noch Linien erkennbar sind. Es könnte sich, den Umrissen nach zu urteilen, um einen kleinen Drachenkopf handeln. Einer Figur, die in den Animes ebenfalls immer wieder auftaucht.
Der unbekannte Street Artist trug ein ikonisches Werk zu den Duisburger Stickern bei. Dieser Blogeintrag ist deshalb auch als Aufruf zu verstehen: Wer kennt weitere Werke, die den Kriterien entsprechen? Vielleicht tauchen so neue Arbeiten auf, die die Zeit überdauert haben. Die Suche erfolgt nicht nur digital: An der Tür des Stapeltors wurde eine Art Fahndungsplakat angebracht, um sachdienliche Hinweise zu „Sailor Sub“ zu erhalten.
Ferdinand Leuxner
Abb.en Leuxner, 2025.
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