Sticker der Woche: Ein Gespenst geht um

Veröffentlicht am 4. August 2025 um 13:45

Im New York der 1970er Jahre war der Graffiti-Writer, der es schaffte, einen ganzen Zug der Subway mit seinen Zeichen zu versehen, der angesehenste. Mit den Bahnen, die in der ganzen Stadt unterwegs waren, verbreitete sich seine Kunst. Im Jargon der Szene waren seine Arbeiten „All City“. Auch in Duisburg gibt es nur wenige Sticker, die über die ganze Stadt verteilt sind – lässt man die MSV-Aufkleber einmal außen vor, denen ein eigener Blogeintrag gewidmet sein soll. Mit dem Gespenst gibt es aber ein Werk, das bereits in vielen Stadtteilen gesichtet wurde.

Das Gespenst findet sich häufig in Unterführungen und dunklen Ecken. Besonders viele Geister scheinen sich in der Tunnelstraße in Meiderich zu tummeln. Es setzt sich aus nur wenigen Strichen zusammen. Der Körper scheint, wie bei einem Geisterkostüm, aus einem Bettlaken zu bestehen. Die ganze Fläche wird vom Gesicht eingenommen, das aus zwei Punkten für die Augen und einem weiteren für den Mund gebildet wird. Die Arme sind kleine Striche, die L-förmig außerhalb des Körpers angebracht wurden. Das Gespenst kann schnell gezeichnet werden und verbreitet sich auch deshalb über die ganze Stadt. 

Dabei gibt es den Geist nicht nur als Aufkleber, er kommt noch viel häufiger als Zeichnung vor, manchmal wurde er mit einer Bezeichnung – „Ghostii“ – versehen. Wie ein Spuk, der den Menschen erscheint, macht der Geist auf die Leerstände und Fehlstellen in der Stadt aufmerksam. Ferdinand Leuxner

Abb. Leuxner, 2025

 

Zum Weiterlesen:

Anna Wacławek: Graffiti und Street Art. Übers. von Marcus Mohr. Berlin, München 2012.

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