Vergiftete Komplimente

Seit dem Jahr 1999 hängen überall in Deutschland Sticker, deren einziger Zweck es ist, vergiftete Komplimente zu verteilen – selbstverständlich auch in Duisburg. Die Hamburger Werbeagentur Scholz & Friends nahm damals den Auftrag an, ein Bundesland im Südwesten der Republik zu bewerben. Man kreierte den Spruch: „Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“ und schuf ein globales Phänomen, das bald auch in anderen Formaten, darunter auf Zügen Verbreitung fand.

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Sticker der Woche: Als OB?

Der Kommunalwahlkampf in Duisburg erreicht in dieser Woche die finale Phase. Viele sind noch unentschlossen, wen sie wählen sollen. Aus den vielfältigen Angeboten, die von den Parteien an den Straßenlaternen in Form von Wahlplakaten präsentiert werden, sticht eines – nicht allein farblich – heraus. Kleine runde, rote Sticker werben an der selben Stelle für eine Person, die auf keinem Wahlschein verzeichnet ist: Frau Merken. 

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Duisburg über Duisburg elsewhere

Die Aachener Theaterstraße ist ein beliebter Platz für Stickernde in der Domstadt: Zentral in der Nähe des Bahnhofs gelegen, lädt sie nicht nur einheimische Street-Artists zum Verkleben ihrer Sticker ein. Immer wieder sind hier auch die Relikte von Kurzbesuchen zu finden. Niederländische Aufkleber hängen neben einem Sticker, der den von Michael „Bully“ Herbig verkörperten Boandlkramer zeigt und offensichtlich Werbung für den Fußballverein 1860 München machen soll. Fast unauffällig fällt dagegen ein Sticker aus, der sich ebenfalls hier befindet: Die Duisburger Tagger Epose und Evil sind offensichtlich auch schon einmal in Aachen gewesen und haben ihr Zeichen hinterlassen. Genauso wie der Durchreise-Duisman am Aachener Hauptbahnhof besitzen die kleinen Objekte in der Fremde eine Funktion.

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Duisburg über Duisburg in Duisburg

Wer sich über das Bauprojekt „Rheinort“ informieren möchte, stößt auf den Seiten einer Entwicklungsgesellschaft auf Superlative. Unter dem Schlagwort „Entdecken Sie Duisburgs Zukunft“ wird ein neuer Stadtteil geplant, der, glaubt man den Verantwortlichen, alle Ansprüche an urbanes Leben und Arbeiten erfüllen soll. Die Stickernden der Stadt sind dagegen skeptischer. Kleine schwarze Aufkleber mit dem Projektnamen (das E von Rheinort ist ein €-Zeichen) werden von einem gemalten Kothaufen bekrönt. „Rheinort“ bewegt die Stadt und die kleinen Kleber sind ganz selbstverständlich Sprachrohr in der Kommunalpolitik.

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Sticker der Woche: Rheinhausen soll leben!

Obwohl sich die Duisburger Sticker der Vergangenheit heute nur noch in Archiven erhalten haben, weisen sie nicht selten große Ähnlichkeiten mit aktuellen Exemplaren auf: Die Kombination aus einem Bild, auf bestimmte Art gelayoutetem Text sowie die Anbringung im öffentlichen Raum ist gleich geblieben. Und auch ihre Botschaften haben sich nicht grundlegend geändert. Schon in den 1980er Jahren sollten Sticker Menschen eine Stimme geben, die Unterstützung vonseiten der Öffentlichkeit nötig hatten. 

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Wer (unter)schreibt, der bleibt!

Die Laternenpfähle, Stromverteilerkästen und Abfalleimer Duisburgs sind voll mit Meinungsäußerungen. Nicht nur dieser Blog macht deutlich, dass die unterschiedlichsten Gruppen hier in Form von Aufklebern vertreten sind: Politische Botschaften neben Werbung für den örtlichen Tätowierer etc.. Der öffentliche Ort dient aber auch immer wieder Selbstdarsteller*innen als Forum. Deshalb soll heute ein Stickerformat im Mittelpunkt stehen, dass zu den ältesten seiner Art gehört: Das Tag. 

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Von Kleben und Überkleben

Die Straßen Duisburgs sind voller Sticker. Und obwohl sich die kleinen Kleber vielerorts keine Konkurrenz machen (Platz ist ja eigentlich genug für alle da), sieht man immer wieder Stickersandwiches: Unterhalb von selbstbewusst platzierten Exemplaren blitzt ein anderer hervor, der vorher an der Stelle klebte. Das Beispiel aus der Neudorfer Bismarckstraße, Ecke Gustav-Adolf-Straße macht deutlich, dass es viele Gründe gibt, warum man andere Sticker zum Verschwinden bringen möchte.

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Duisburger Stickergeschichte: Stickerphilosophie

Direkt am Dellplatz findet sich auf einem Stromverteilerkasten ein Sticker, der schon einiges mitgemacht zu haben scheint, Teile der Botschaft sind von einem schwarzen Filzstift übermalt. Lediglich der unterhalb der Schrift angebrachte Kopf mit Brille ist noch zu erkennen. Mit seiner gelben Optik und dem Layout erinnert der Aufkleber an die bekannteste Reihe eines Stuttgarter Buchverlages, dessen Angebot vor allem Klassiker der Literatur und der Philosophie umfasst. Allerdings wird hier kein Werk von Goethe oder Schiller beworben: Rekonstruiert man die Botschaft des Aufklebers, stößt man auf die Parole „Randale, Bambule, Frankfurter Schule“, die in den 1990er Jahren von linken Protestierenden gerufen wurde. Diese wollten insbesondere mit der Anspielung auf die Frankfurter Schule auf die progressiven Denkrichtungen der 1960er Jahre hinweisen. Der abgebildete Mann mit Brille ist dann auch mit einem der wichtigsten Vertreter der Frankfurter Schule – Theodor W. Adorno – zu identifizieren.   

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Stickerpersönlichkeiten

Der Boxer Cor Eversteijn, der am 30. November 1983 mit nur 33 Jahren starb, gehört nicht zu den größten Stars in seinem Gewerbe. Seine Boxkarriere startete 1968 und endete 1979. Zwar gewann der Rotterdamer mehrere niederländische Wettbewerbe im Superleichtgewicht, internationaler Erfolg blieb ihm aber zeitlebens verwehrt. Erst nach seinem Tod tauchte eine Fotografie, die ihn direkt nach einem Kampf zeigt, als Sticker auf – in den Niederlanden genauso wie in Duisburg. Der Rotterdamer Street-Artist Jimmi Granti machte den Kampfsportler damit für alle Zeiten unsterblich.

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Sticker der Woche: Too Kool to stay

Eine besonders lässige, entspannte, nonchalante oder kontrollierte Stimmung wird seit den 1980er Jahren auch im Deutschen als „cool“ bezeichnet. Die Abwandlung „Kool“ spielt daneben auf die us-amerikanische Soul-, Funk und Disco-Band „Kool & the Gang“ oder den deutsch-türkischen Rapper Kool Savas an. Mit der Bezeichnung „Too Kool“ (engl. zu cool) ist ein Sticker an der Mülheimer Straße versehen, der dort seit Jahren chillt. 

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Was von Corona übrigblieb

Immer wieder trifft man in der Stadt Duisburg auf Sticker, die einer vergangenen Zeit anzugehören scheinen: Da werden politische Schlagworte verwendet, die ab 2019 in der Corona-Pandemie geprägt wurden. So weitete man ab April 2020 den ursprünglich für große Kreditinstitute verwendeten Begriff der „Systemrelevanz“ auch auf Branchen und Berufe aus, deren Tätigkeit für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und zur Sicherheit der Menschen große Bedeutung hatten. 

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