Im ersten Teil dieser Spurensuche haben wir das künstlerische Hauptmotiv der Duisburger Street-Artist „Anna Loog“ näher betrachtet. Ein Trapezkörper, schlichte Extremitäten, die seitlich am Körper herabhängen, darüber ein runder Kopf mit Mütze – vielleicht eine Beanie –, von der einige Striche als Haare abstehen. Die Augen werden durch zwei schwarze Punkte angedeutet. Aus mehr scheint die Darstellung, die sich vor allem auf Stickern, aber auch auf Paste-Ups findet, schon seit fast einem Jahrzehnt nicht zu bestehen. Im zweiten Teil gerät die Entwicklung jenes Motivs zwischen 2016 bis 2025 in den Blick. Denn: Anna verändert sich.
Erstmals finden wir das Motiv nach 2016 in der Street-Art- und Graffiti-Fotosammlung der Duisburger Künstlerin Heike Marianne Liwa auf einer Fotografie vom 12. Februar 2017 wieder. „Anna Loog“ besitzt auf dem Foto, das im Stadtbezirk Meiderich-Beeck geschossen wurde, immer noch einen Mund, der die beiden Augen-Punkte ergänzt. In Showmastermanier wurden die Arme nach hinten abgespreizt. Die Darstellung steht im Kontrapost, der sich sonst vor allem als Gestaltungsmittel bei Bildhauerarbeiten findet.
Anders als bei den ersten Darstellungen kristallisiert sich langsam heraus, dass Anna eine gepunktete, geringelte oder getigerte Strumpfhose trägt. Diese taucht auf der Darstellung aus Meiderich-Beeck erstmals auf. Wenige Tage später – am 3. März 2017 – erscheint Anna auf einem Foto, das in Neudorf nahe der Mülheimer Straße geschossen wurde, mit in die Hüfte gestemmten Armen. Die Hose ist einfarbig. Nach wie vor trägt sie Schuhe, die von der Hose durch einen Strich getrennt sind.
Bis zum Jahr 2018 scheint „Anna Loog“ dann einige Wandlungen durchgemacht zu haben. Im Juni diesen Jahres dokumentierte Liwa in einem Lost-Place in Baerl erstmals eine Ansammlung mehrerer Annas nebeneinander. Auf einem Foto, das am 16. August 2018 in der Nähe des Schwanentors geschossen wurde, erinnert das Motiv dann bereits an heutige Bildkompositionen: Der Mund ist verschwunden, was das traurige oder verlorene Erscheinungsbild der Darstellung erhöht. Immer noch erkennt man aber Hände und Füße, wobei Erstere in schwarzen Handschuhen zu stecken scheinen.
2019 erhöht ein kleiner weißer Strich auf der Mütze der Darstellung die Tiefenwirkung entscheidend: Fortan weist die Mütze eine Schattierung auf. Die Kleidung des Motivs erhält angedeutete Falten und auch der Hintergrund wird belebt. Anna wird mit Obst beworfen oder kommentiert das Maskentragen während der Corona-Pandemie. Seit mindestens neun Jahren prägt „Anna Loog“ die Sticker in Duisburg. Trotz einiger Wandlungen blieb das Motiv markant und leicht wiedererkennbar. Ferdinand Leuxner
Abb. 1: Anna 2017, Heike Marianne Liwa 2017.
Abb. 2: Anna 2018, Heike Marianne Liwa 2018.
Zum Weiterlesen:
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Ann.aloog: Instagram, abgerufen am 9. Dezember 2025.
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Heike Marianne Liwa: BILDENDE KUNST UND FOTOGRAFIE - Heike Marianne Liwa - Bildende Kunst und Fotografie, abgerufen am 9. Dezember 2025.
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