Auf Spurensuche nach Anna. Teil 1

Veröffentlicht am 10. Dezember 2025 um 09:50

Seit 25 Jahren hat sich in der Cubus Kunsthalle im Herzen des Duisburger Kantparks eine Ausstellungs-Tradition etabliert: Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen eröffnet hier der Duisburger Kunstmarkt, auf dem lokale Künstler*innen aus der Stadt und ihrem Umland Werke präsentieren. Im Jahr 2025 sind auch Kunstschaffende aus der Street-Art-Szene hier vertreten. Neben den Unterwassermotiven von „Piranha“ können auch Arbeiten einer weiteren Ikone der Duisburger Stickerszene erworben werden: „Anna Loog“.

Die stadtbildprägenden Fisch-Darstellungen von „Piranha“ wurden auf diesem Blog bereits behandelt (Sticker der Woche: Raubfische im Stadtbild / Blog | Bildstockart). Deshalb soll es heute um die Arbeiten der anderen Exponentin der Street-Art- und Sticker-Szene Duisburgs in der Ausstellung gehen. Dabei herrscht hier auf den ersten Blick wenig Abwechslung. Beim Hauptmotiv von „Anna Loog“ handelt sich um eine auf der Website „Street Art Cities“ schlicht als „Girl“ bezeichnete Zeichnung.

Kennzeichnend ist der einfache Aufbau der Figur: Der Körper wird von einem Trapez gebildet, die Extremitäten hängen wurstförmig herab, Finger und Zehen fehlen. Darüber erhebt sich ein runder Kopf mit Mütze – vielleicht eine Beanie –, von der einige Striche als Haare abstehen. Die Augen werden durch zwei schwarze Punkte angedeutet. Bemerkenswert ist, dass es sich um eine fast zeitlose Darstellung zu handeln scheint.

Denn bereits in den „Bad Images“ der Duisburger Künstlerin Heike Marianne Liwa, die ab 2016 den Sticker- und Graffitibestand in der Stadt dokumentierte, taucht „Anna Loog“ immer wieder auf. Auf einem Aufkleber, der sich am 29. November 2016 an einer Straßenlaterne im Dellviertel befand, präsentiert sich das Mädchen aber noch weniger farbenfroh und auch die Proportionen scheinen noch nicht festgelegt.

Bei der weißen Zeichnung auf schwarzem Grund erkennt man einen dritten Punkt im Gesicht, bei dem es sich vielleicht um eine angedeutete Nase handeln könnte. Die Arme hängen auch nicht links und rechts vom Körper herunter, sondern scheinen auf dem Rücken verschränkt zu sein. Während man bei aktuellen Darstellungen von „Anna Loog“ ein Kleid erkennt, wirkt es hier so, als trüge sie einen Pullover und Hosen. Die Füße sind außerdem mit Schuhen versehen. 

Diese Figur erinnert zwar an die heute so weit verbreitete Darstellung, wirkt aber noch ungelenker. Ins Auge fällt, dass Liwa bereits am 6. April 2014 einen Sticker im Innenhafen fotografierte, dessen schlichte Formen entfernt mit „Anna Loog“ verwandt sein könnten. Hier wie da präsentiert sich das dargestellte Wesen mit einem runden Kopf und einer Kopfbedeckung. Die Kleidung ist allerdings figurbetonter, Füße fehlen vollständig.

Obwohl die Figur „Anna Loog“ als Sticker heute wohl von vielen Duisburger*innen wiedererkannt wird, hat sich die auf den ersten Blick so zeitlose Figur gewandelt. Nachdem wir heute die Anfänge einer ikonischen Street-Art-Darstellung untersucht haben, sollen im nächsten Eintrag die Veränderungen dieser Figur zwischen 2016 und 2025 im Mittelpunkt stehen. Ferdinand Leuxner

 

Abb. 1: Zweimal Anna, Neudorf-Nord, Oststraße, Leuxner 2025.

Abb. 2: Die frühe Anna im Dellviertel, Heike Marianne Liwa 2016.

Abb. 3: Anna? am Rande des Innenhafens, Heike Marianne Liwa 2016.

 

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