Das Herz gehört zu den Organen, die überlebenswichtig für den Menschen sind. Wie eine Verdrängerpumpe sorgt es für den Weitertransport von Hämolymphe in alle Körperbereiche. In der Antike und im Mittelalter galt das Herz sogar als das Zentralorgan des Körpers, während das Gehirn als weniger bedeutend eingestuft wurde. Diese Bedeutungszuschreibung führte dazu, dass Künstler*innen das Herz immer wieder zum Thema von Darstellungen machten. Diese Tradition ist bis heute ungebrochen, denn auch im Duisburger Stadtbild taucht das Herz als Motiv auf Stickern immer wieder auf.
Dabei muss zwischen zwei grundlegenden Darstellungsformen unterschieden werden: Dem biologischen Herz und der historischen Darstellung von Herzen als allegorisch-emblematischen Zeichen. Abbildungen von biologischen Herzen sind wesentlich jünger. Sie kamen erst im 15. Jahrhundert auf, als die Medizin begann, die realen Organe des Menschen in den Blick zu nehmen. Herzen, die sich in Duisburg auf Stickern oder Paste-Ups erhalten haben, variieren beide Darstellungsformen.
Als biologische Darstellungen des Herzens können die Arbeiten des Street-Artists „Show some Heart” gelten, die sich insbesondere im Dellviertel und in der City immer wieder finden. Man erkennt die Arterien, die zum Organ hinführen und auch die Herzkammern sind sichtbar. Allerdings wurden die Herzen künstlerisch verändert. Häufig weisen sie bunte Bemalungen auf, durch die die Struktur des Organs sichtbar gemacht wird. Nachweisbar sind auch Exemplare, bei denen die einzelnen Bauteile des Herzens stark abstrahiert wurden. Das biologische Herz steht auch bei Arbeiten des Labels „Love Skills Design” im Vordergrund.
Immer wieder ist daneben auch die andere Variante zu sehen: Statt ein biologisch korrektes Herz zu malen, griff man auf ein stilisiertes Feigen- oder Efeublatt zurück. Diese Darstellung geht bereits auf die Antike zurück. Das so gezeichnete rote Herz brachte man mit den Eigenschaften Güte und Liebe in Verbindung. In Duisburg werden mit ihm überwiegend positive Botschaften versendet: Hier eine Anspielung auf einen Schlagersong des Volksmusikduos „Wildecker Herzbuben”, da taucht es als Umriss in der Reihe der bereits im Blog behandelten verliebten Blicke (Verliebte Blicke / Blog | Bildstockart) auf. Daneben verwenden aber auch rechtsradikale Sticker das Motiv, um mit ihm Liebe zu einer abstrakten „Heimat” zum Ausdruck zu bringen. Ferdinand Leuxner
Alle Abb.en Leuxner 2025.
Zum Weiterlesen:
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Cornelia Kruse, Marie-Louise von Plessen: Von ganzem Herzen. Diesseits und jenseits eines Symbols. Berlin 2004.
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Maria Schaller: Das Herz in den Bildmedien religiöser Frauengemeinschaften. Frühneuzeitliche Körperkonzepte im Spannungsverhältnis von Konfession, Stand und Geschlecht (= Verflechtung, Aushandlung, Opazität. Kunsthistorische Studien Bd. 2). Berlin, Boston 2024.
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