„Du bist keine Metropole/ doch die ganze Welt lebt hier“ singt der Butterwegge in seinem 2015 erschienen Duisburg-Song „Deine Wellen“. Die Stadt an Rhein und Ruhr gehört zu den Großstädten Westdeutschlands, in denen Menschen aus vielen Nationen eine Heimat gefunden haben. Im Stadtbild ist diese Vielfalt aber nicht immer ablesbar: Auf Werbetafeln dominieren noch heute deutsche oder englische Botschaften. Lediglich die Sticker machen die vielfältige Migrationsgeschichte Duisburgs direkt erfahrbar.
Dabei unterscheiden sich die Inhalte, die auf anderen Sprachen verfasst wurden, nicht zwingend von denen der anderen Aufkleber: In Stadtteilen mit einem hohen Anteil an türkischstämmigen Bewohner*innen finden sich Sticker, die Werbung für eine antifaschistische Gruppierung machen. Immer wieder nutzen sie die türkische Entsprechung des spanischen „¡No pasarán!“ – „Faşizme geçit yok!“ und verweisen damit auf die Abwehr jeglicher faschistischer Bestrebungen.
In Duisburg finden sich daneben kleine Bilder von ukrainischen Fabeltieren mitsamt textlicher Erläuterung, polnische Werbung für einen großen Mineralölkonzern, daneben, darunter oder darüber vielleicht arabische Kalligrafie. Immer wieder gehen die Sticker dabei auch auf globale politische Konflikte ein: Ein mit einem Zeigefinger verzierter Aufkleber am Eingang zur Königstraße war mit der arabischen Bezeichnung für den Islamischen Staat – Daesch versehen. Die Botschaft entsprach dabei dem beliebten RUN-D.M.C.-Format: „FCK DAESCH“
Manchmal finden sich in den Duisburger Stickern aber auch Hinweise auf politische Konflikte, die in den Herkunftsländern ausgetragen werden. So war im Jahr 2017 eine Straßenlaterne in der Wanheimer Straße in Hochfeld mit einem Aufkleber verziert, auf dem das Hashtag „#Hayir“ – „Nein“ unterhalb eines Regensbogens geschrieben stand. Der Sticker, der im Hafenstadtblog überliefert ist, ergreift Partei im Verfassungsreferendum in der Türkei, dessen Ausgang es schließlich dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erlaubte ein auf seine Person zugeschnittenes Präsidialsystem einzurichten. Ferdinand Leuxner
Abb. 1: Faşizme geçit yok!, Leuxner 2025.
Abb. 2: #Hayir, Hafenstadtblog 2017.
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