Zwischen dem Duisburger Hauptbahnhof und dem Cafe Museum im Kantpark fällt an einigen Stellen ein Sticker ins Auge, auf dem eine markante Kopfbedeckung dargestellt wird. Die blaue Matrosenmütze mit dem schwarzen Fähnchen erinnert an eine berühmte Figur der Popkultur – Donald Duck. Der Aufkleber spielt über seine Inschrift auf aktuelle politische Ereignisse und Politiker gleichen Namens an: „The real one“, steht oberhalb der Mütze.
Begibt man sich im Netz auf die Suche nach Freund*innen des einzig „wahren“ Donald, wird man auf den Seiten der D.O.N.A.L.D. schnell fündig. Die „Deutschsprachige Organisation nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus“ hat sich der wissenschaftlichen Erforschung der Familie Duck und ihres Lebensumfeldes verschrieben. Der Sticker ermöglicht einen überraschenden Blick auf eine Gemeinschaft, die auch in Duisburg einige Anhänger*innen zu haben scheint.

Der Donaldismus besitzt, wie dieser Blog, einen Bestand an Primärquellen, die für den Erkenntnisgewinn befragt werden müssen. Analysiert werden ausschließlich die Werke des Donald-Altmeisters Carl Barks (1901-2000) in der Übersetzung von Dr. Erika Fuchs (1906-2005). Barks begann in den 1940er Jahren Entengeschichten zu zeichnen und fügte dem Entenhausen-Universum viele unverwechselbare Charaktere hinzu. So ließ er 1947 den reichen Onkel Dagobert erstmals in einer Weihnachtsgeschichte auftauchen. Fuchs adaptierte die Arbeiten kongenial ins Deutsche. Die Geschichten werden als „Berichte“ bezeichnet, die eine Wahrheit aus einem Paralleluniversum transportieren, in dem die Enten wirklich existieren.
Bei den Donaldist*innen sind aber nicht nur Geisteswissenschaftler*innen vertreten. Alle Disziplinen der Forschung lassen sich auf die gezeichneten Geschichten anwenden. Donaldist*innen veröffentlichten Abhandlungen zur Geografie Entenhausens (samt Kartenmaterial), erklärten, nach eingehender Forschung, die Panzerknacker AG zur Regierungsorganisation und die Neffen Tick, Trick und Track zu einem Wesen mit drei Körpern. Auffällig ist dabei die Liebe zu langen Abkürzungen, mit denen vor allem Unterorganisationen der D.O.N.A.L.D. bezeichnet werden.

Die Forschungsergebnisse, die während regelmäßiger Stammtische, in Fachzeitschriften und auf Kongressen teilweise leidenschaftlich diskutiert werden, sind nicht nur Ausdruck eines schrägen Humors. Sie feiern die menschliche Kreativität und die wissenschaftliche Erschließung unserer Welt. Dabei kann auch ein Sticker auf der Neudorfer Seite des Bahnhofs dem Enten-Universum der Donaldist*innen zugerechnet werden. Darauf ist der geniale Erfinder Daniel Düsentrieb und sein Helferlein – noch zwei Barks-Erfindungen – inmitten einiger Sehenswürdigkeiten des Ruhrgebiets zu sehen. Die Unterschrift D.U.I.S.E.N.T.R.I.E.B. konnte bis jetzt allerdings noch nicht aufgelöst werden. Ferdinand Leuxner
Alle Abb.en Leuxner, 2025.
Zum Weiterlesen:
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D.O.N.A.L.D.: D.O.N.A.L.D., abgerufen am 13. Oktober 2025.
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Ferdinand Leuxner: Wissenschaft mal anders: Donaldisten im Museum – Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg, abgerufen am 13. Oktober 2025.
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