In manchen Städten gibt es Hinweistafeln, die auf historische Ereignisse verweisen, die an einer bestimmten Stelle passiert sind oder an die Geburtshäuser berühmter Persönlichkeiten erinnern. Duisburg kennt diese Orte natürlich auch. So wurde im Juni 2025 in der Karl-Lehr-Straße eine Stele an Harro Schulze-Boysen eingeweiht, die am Standort des ehemaligen Elternhauses des Widerstandskämpfers ein sichtbares Zeichen als antifaschistischer Gedenkort setzen soll. Manche bedeutende Orte der Stadtgeschichte sind heute jedoch nahezu unsichtbar.
So wissen die wenigsten, dass sich in Duisburg 1974 eines der ersten soziokulturellen Zentren in der Bundesrepublik gründete. Das sogenannte Eschhaus bestand bis 1987 in der Niederstraße 32. Es bot als selbstverwaltetes Jugendzentrum vor allem der Gegenkultur Raum.
Der Historiker Jörg-Philipp Thomsa schrieb über das Haus: „Das Eschhaus war Vorreiter für die Gründung anderer soziokultureller Zentren in der Region und darüber hinaus.“ (Thomsa) Eine Tafel oder ein Hinweisschild, das die Geschichte des Hauses am ehemaligen Standort kenntlich macht, sucht man allerdings vergeblich.
Stattdessen klebt an der Stelle, an der sich früher das Eschhaus befand, ein Sticker an einem Stromverteilerkasten. Auf ihm ist das Haus abgebildet, darunter verweist die Parole „Hier stand unser Haus“ sowohl auf den Standort, als auch auf die progressive Ausrichtung der Einrichtung, erinnert sie doch an den Hausbesetzerspruch „Das ist unser Haus“. So ersetzt der kleine Kleber die Hinweistafel und klärt Interessierte zur Geschichte des Standorts auf. Der Aufkleber hat es sogar bis in die deutschsprachige Wikipedia geschafft, wo er den Artikel zum Eschhaus-Zentrum illustriert.
Ein ganz ähnlicher Sticker findet sich auf der Rückseite eines Straßenschilds am Sonnenwall Ecke Kuhstraße. Auf ihm ist ein kleiner Napoleon (mit der Hand in der Weste) zu sehen, der den vulkanischen Gruß zu vollführen scheint. Am heutigen Standort der Targobank war im 19. Jahrhundert das repräsentative Bürgerhaus von Arnold Böninger zu finden. Dieser lud am 2. November 1811 den Kaiser der Franzosen und damaligen Stadtherrn von Duisburg – Napoleon Bonaparte – zum Frühstück ein. Sticker sind gut dazu geeignet an den Originalstandorten auf historische Baulichkeiten oder Ereignisse hinzuweisen. Echte Hinweisschilder ersetzen sie aber nicht. Ferdinand Leuxner
Abb. 1: Eschhaus. Wikimedia Commons: User:Monandowitsch (CC BY-SA 4.0).
Abb. 2: Napoleon. Leuxner 2025.
Zum Weiterlesen:
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Harald Küst: Serie: Duisburger Geschichte Und Geschichten: Napoleon Bonaparte in Duisburg, RP (2016), abgerufen am 7. November 2025.
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Helmut Loeven: Erinnerungsort an Harro Schulze-Boysen | Amore e rabbia, abgerufen am 7. November 2025.
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Jörg-Philipp Thomsa: Duisburg 1945-2005. Kulturpolitik in einer Industrie- und Arbeiterstadt. Zugl. Diss. Essen 2019.
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