Eine vom Rest des Körpers abgetrennte Hand in hellem Blau, deren Handfläche einen schreienden Mund formt, ist in Ruhrort allgegenwärtig. Sie findet sich am Neumarkt, an der Krausstraße und an der Karlstraße. An weiteren, Achtung!, Handorten scheint sie darüber hinaus schon wieder verschwunden zu sein. In einem zukünftigen Eintrag werde ich mich dazu äußern, ob es sich bei der Ruhrorter Schreihand überhaupt um einen Sticker handelt, da es keine Selbstklebefläche besitzt, sondern mit Leim auf den Wänden befestigt wurde.
Hier soll vielmehr das Motiv interessieren. Denn das hat bereits Geschichte geschrieben, Skategeschichte. Die „Screaming Hand“ wurde im Jahr 1985 vom us-amerikanischen Designer Jim Philipps geschaffen. Sie wurde recht schnell von Streetartists adaptiert, kam aber ursprünglich auf den Decks von Skateboards zum Einsatz. Philipps war nämlich für den, nach der kalifornischen Stadt Santa Cruz benannten, ältesten Skateboardhersteller der Welt tätig.
Die enge Verbindung zwischen der Skateszene und den Stickern fiel bereits der Kulturwissenschaftlerin Julia Reinecke in ihrem 2007 erschienenen Standardwerk zur Street-Art auf (Reinecke, S. 105): Beide Gruppen kennen die Straßen ihrer Stadt.
Die Botschaften der Hand aus Ruhrort sind antifaschistisch und wenden sich dezidiert gegen den politischen Rechtsruck in Deutschland. Auch damit verweisen sie auf die Skatekultur.
Ferdinand Leuxner

Abb.en Zwei Versionen der „Screaming Hand“ in Ruhrort. Foto: Leuxner, 2025.

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