Sticker der Woche: Eine Friedenstaube

Veröffentlicht am 14. Juli 2025 um 12:57

Eigentlich handelt es sich beim Gemälde, das im Frühsommer 2025 an der Mülheimer Straße entstand, nicht um einen Sticker. Vielmehr arbeitete der Street-Art-Künstler Omez – Unprofessional Artworks im klassischen Graffiti-Format: Häuserwandfüllend und mit Spraydosen. So wurde ein wunderschöner Vogel geschaffen, der im Folgenden im Mittelpunkt eines Eintrags stehen soll. Da sich dieser Blog aber um Sticker dreht, wurde das Motiv kurzerhand in ein neues Medium übertragen: Am Schemkesweg in Neudorf findet sich der Sticker mit der Taube. 

Es ist ein Statement, dass Omez gerade die Taube ins Zentrum seines Werkes stellt. Ein Zeichen der Solidarität mit Ausgegrenzten: Die Tiere geraten in jüngster Zeit immer wieder in die Schlagzeilen, wenn ihre Anwesenheit in der Stadt für Ärger sorgt. Dabei war es der Mensch, der Tauben in der Vergangenheit in großer Zahl nutzte und sie in der Folge so nah an sich heranholte. Als „Rennpferd des Bergmanns“ prägten vor allem Brieftauben die Kolonien des Ruhrgebiets in den 1950er und 1960er Jahren. Die biologische Konstitution, die es dem Tier ermöglicht, sich anhand des Magnetfelds der Erde und weiterer Faktoren zu orientieren, machten es zum geeigneten Wesen für Geschwindigkeitswettkämpfe.

Noch früher war die Taube einziges Mittel zur Nachrichtenübermittlung. Über große Strecken kommunizierte man mit der Brieftaube. Im Zuge des Strukturwandels, trennten sich viele ihrer ehemaligen Züchter von den Tieren. Die Folge ist, dass sich heute viele obdachlose Tauben in den Städten aufhalten. Ihre rasche Vermehrung und die ätzenden Eigenschaften ihrer Ausscheidungen, die von der schlechten Ernährung herrühren, führen dazu, dass die Tiere kaum eine Lobby haben. 

Dabei ist die Taube seit Jahrtausenden ein durch und durch positiv konnotiertes Symbol. Sie soll Glück bringen, weswegen noch heute bei Hochzeiten regelmäßig Taubenschwärme entlassen werden. Und sie wird mit dem Frieden assoziiert: Bereits im antiken Mesopotamien taucht sie als Attribut der Göttin Ištar auf. In der Bibel wird sie mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht, weswegen auch die Friedensbewegung der 1980er auf das Tier zurückgriff. 

Die anfliegende Taube vor dem blauen Himmel, in das gelbe Licht der Sonne getaucht, macht Hoffnung. Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier und Hoffnung auf ein Ende der Kriege in der Welt. Ferdinand Leuxner

Abb. Taube auf Sticker im Schemkesweg. Foto: Leuxner, 2025.

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