Sticker der Woche: Der Rabe von Neuenkamp

Veröffentlicht am 20. Juli 2025 um 12:58

Die Duisburger Stadtbezirke sind nicht gleichmäßig mit Stickern übersät. In viele Bereiche sind noch gar keine Street-Artists vorgedrungen. Obwohl der Strukturwandel das Gesicht der Stadt nachhaltig verändert hat, gibt es immer noch einzelne Straßen und sogar ganze Areale, die für die Allgemeinheit verschlossen sind. In die Zufahrtsstraßen zum Hafen verirren sich nur selten Fußgänger*innen, Sticker sind hier kaum anzutreffen. Das hängt auch mit dem Zweck der kleinen Kleber zusammen: Sie sind auf Sichtbarkeit angelegt. Nur wenn die Artists Publikum oder zumindest Passant*innen erwarten, lohnt es, zu stickern.

Nicht selten nehmen die Zeichen von diversen Fanklubs des MSV Duisburg die Rolle von „Stickerpionieren“ in diesen Gebieten der Stadt ein. Sie sind ein Hinweis auf die andere Seite des Stickerns: Mit den kleinen Bildern kann auch Dominanz und Hegemonie zum Ausdruck gebracht werden. Es ist der Ansporn, überall in der Stadt sichtbar zu sein. 

Umso bemerkenswerter ist es, wenn Street Artists bis in die unwirtlicheren Gegenden der Stadt vordringen. In der Essenberger Straße Ecke Lehmstraße am Rande des Parallelhafens befindet sich ein solcher Kunst-Sticker. Auf einem Hinweisschild für eine Gasleitung wurde ein kleiner Rabe angebracht. Dem Erhaltungszustand der Arbeit zu entnehmen ist, dass dies schon vor einiger Zeit geschehen ist. Der Rabe steht auf einem Gebilde, das an einen Querbinder erinnert. Vielleicht wurde dieses Zeichen gewählt, weil es an das Zeichen mit der DIN EN ISO 7010 W003 – Radioaktivität – erinnert, das einen stilisierten, strahlenden Körper ebenfalls auf gelbem Grund zeigt. Ob der Sticker die „verstrahlte“ Gegend am Duisburger Hafen thematisiert oder einen anderen Hintergrund hat, muss dabei offen bleiben. Ferdinand Leuxner

Abb. Leuxner, 2025.

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