Was von Corona übrigblieb

Veröffentlicht am 16. August 2025 um 14:38

Immer wieder trifft man in der Stadt Duisburg auf Sticker, die einer vergangenen Zeit anzugehören scheinen: Da werden politische Schlagworte verwendet, die ab 2019 in der Corona-Pandemie geprägt wurden. So weitete man ab April 2020 den ursprünglich für große Kreditinstitute verwendeten Begriff der „Systemrelevanz“ auch auf Branchen und Berufe aus, deren Tätigkeit für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und zur Sicherheit der Menschen große Bedeutung hatten. 

Damit gerieten aber Berufsfelder in den Blick, in denen vor allem Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen tätig waren. Zwar solidarisierte sich die Bevölkerung durch Klatschen mit den betreffenden Gruppen, grundsätzliche Änderungen an deren Bezahlung und Arbeitszeiten wurden aber nicht umgesetzt. Obwohl sich die Situation dieser Menschen in der Grundversorgung, der Gesundheit und dem Energiesektor bis heute kaum verändert hat, verschwinden die Sticker, die sie als „systemrelevant“ bezeichnen, langsam aus dem öffentlichen Raum.

Nur noch eine fotografisch festgehaltene Erinnerung stellt dagegen das 2023 gegebene Solidaritätskonzert in Krefeld dar, das in der Neudorfer Gneisenaustraße beworben wurde. Glücklicherweise hat der Herausgeber und Autor Helmut Loeven den Sticker in seinem Blog Amore e Rabbia archiviert. 

Hinter dem Slogan „Leave no one behind“ steckt eine Initiative, die 2020 vom Grünenabgeordneten Erik Marquardt und einigen prominenten Unterstützenden ins Leben gerufen wurde. Angesichts der humanitären Notlage, die während der Pandemie in den Geflüchtetenlagern auf der griechischen Insel Lesbos herrschte, war mit ihm die Hoffnung auf eine Solidarisierung mit den Schwächsten in der Gesellschaft verbunden. Die beiden Sticker sind Dokumente der Pandemie-Zeit, die in der Erinnerung immer mehr verblasst.  

Ferdinand Leuxner

Abb. oben Leuxner, 2025

Abb. im Text Helmut Loeven, 2024. Ich danke Herrn Loeven für die Genehmigung zum Abdruck des Fotos.

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