Obwohl sich die Duisburger Sticker der Vergangenheit heute nur noch in Archiven erhalten haben, weisen sie nicht selten große Ähnlichkeiten mit aktuellen Exemplaren auf: Die Kombination aus einem Bild, auf bestimmte Art gelayoutetem Text sowie die Anbringung im öffentlichen Raum ist gleich geblieben. Und auch ihre Botschaften haben sich nicht grundlegend geändert. Schon in den 1980er Jahren sollten Sticker Menschen eine Stimme geben, die Unterstützung vonseiten der Öffentlichkeit nötig hatten.
Ein Aufkleber des Bürgerkomitees „Rheinhausen soll leben“, der – in Orange, Weiß und Schwarz – die Rheinhauser Skyline am Ufer des von Schiffen befahrenen Rheins zeigt, steht deshalb im Zentrum dieses Blogeintrags.

Der Text gibt Hinweis auf die Urheber*innen des Stickers: „Innerhalb des Bürgerkomitees bündelten […] Gemeindepfarrer und Betriebsräte ihre Kräfte“ (Jünger. S. 10), um in den Jahren nach 1987 gegen die Schließung der Standorte der Krupp Stahl AG im Duisburger Stadtbezirk Rheinhausen zu protestieren.
Der auf dem Aufkleber gewählte Sprachduktus erinnert an einen bekannten Protestsong des Liedermachers Wolf Biermann. Mit „Gorleben soll leben“ machte er 1978 auf das geplante Atommüllendlager in dem niedersächsischen Ort aufmerksam. Die Fernsicht über den Rhein macht die enge Verbindung der hier lebenden Menschen mit dem Duisburger Stadtteil deutlich.
Über das Sticker-Exemplar, das heute im Duisburger Archiv für alternatives Schrifttum (afas) aufbewahrt wird, taucht man in die Zeit des Strukturwandels ein. Leider waren die Klebeaktionen, die mit den größten Demonstrationen des Ruhrgebiets verbunden wurden, nicht erfolgreich: Trotz aller Proteste endete am 15. August 1993 mit der endgültigen Schließung der Kruppschen Hüttenwerke die fast einhundertjährige Industriegeschichte Rheinhausens. Ferdinand Leuxner
Abb. Archiv für alternatives Schrifttum
Zum Weiterlesen:
Jana Lena Jünger: Der Arbeitskampf von Duisburg-Rheinhausen im Spiegel der Erinnerung. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Zukunftsfähigkeit des Erinnerungsortes im Kontext der ,Industriekulturalisierung‘ des Ruhrgebiets. BA-Thesis, Masch. Bochum 2001.
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