Duisburg über Duisburg in Duisburg

Veröffentlicht am 3. September 2025 um 11:26

Wer sich über das Bauprojekt „Rheinort“ informieren möchte, stößt auf den Seiten einer Entwicklungsgesellschaft auf Superlative. Unter dem Schlagwort „Entdecken Sie Duisburgs Zukunft“ wird ein neuer Stadtteil geplant, der, glaubt man den Verantwortlichen, alle Ansprüche an urbanes Leben und Arbeiten erfüllen soll. Die Stickernden der Stadt sind dagegen skeptischer. Kleine schwarze Aufkleber mit dem Projektnamen (das E von Rheinort ist ein €-Zeichen) werden von einem gemalten Kothaufen bekrönt. „Rheinort“ bewegt die Stadt und die kleinen Kleber sind ganz selbstverständlich Sprachrohr in der Kommunalpolitik.

Die Riesenbaustelle am Rhein ist nicht das einzige Reizthema innerhalb der Stickergemeinde: Während die „Rheinort“-Kleber vor allem in Hochfeld und den angrenzenden Stadtteilen auftauchen, erstrahlen die Stromverteilerkästen Ruhrorts in Orange. Der Grund: Seit Jahren gibt es organisierten Widerstand gegen den Ausbau des Innenhafens, weil dieser dem Umweltschutz entgegenlaufe und die Lebensqualität der Anwohner*innen verschlechtere. Auf dem Sticker ist die Skulptur „Rheinorange“ zu sehen, darunter wird der Hashtag zum Ausbau-Stop der Halle 2 auf der Mercatorinsel vermerkt. 

Über Sticker wenden sich Kiez-Bewohner*innen immer wieder an die Behörden oder große Industrieunternehmen. Nicht selten sind die Inhalte dabei kapitalismus- oder wachstumskritisch. Hinter Schlagworten wie „Kein Autohof am Kaiserberg“ stecken Bürger*inneninitiativen oder Privatleute. Es gibt aber auch die andere Seite: Sticker, die von der Stadt Duisburg oder großen Unternehmen in der Stadt in Auftrag gegeben wurden. Die markant blau-weißen „Duisburg ist echt“-Aufkleber sind zwar heute nicht mehr so häufig zu finden, erinnern aber hier und da noch an eine Werbekampagne des Stadtmarketings.   

In Kooperation mit dem Einzelhandel im nördlichen Stadtteil wurde dagegen 2010 das Projekt „Made in Marxloh“ gestartet. Der Erfinder des gelben Schriftzugs, der an ein Ortsschild erinnert, ist der gelernte Mediengestalter Halil Özet. Die so geprägte Marke, die an die ursprünglich als Warnung vorgesehene Produktbezeichnung „Made in Germany“ erinnert, hatte Erfolg: Andere Medien griffen das Schlagwort auf und verbreiteten die damit verbundenen Ideen. Ferdinand Leuxner

Alle Abb.en Leuxner, 2025.

 

Zum Weiterlesen:

Rheinort auf den Seiten der Stadt Duisburg RheinOrt | Stadtentwicklung, abgerufen am 3. September 2025.

KeineHalle2 auf Facebook,abgerufen am 3. September 2025.

Made in Marxloh auf den Seiten der Stadt Duisburg Made in Marxloh | Stadt Duisburg, abgerufen am 3. September 2025.

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