
Als im Juni 2014 die Horst-Schimanski-Gasse in Ruhrort eingeweiht wurde, entstand ein beliebtes Fotomotiv. Nach dem Tod des Schimanski-Darstellers Götz George entwickelte sich der Pfosten unterhalb des Straßenschilds auch zu einem Spot für Sticker-Artists. Im ersten Teil des Blogs wurde die Entwicklung des Stickerbestandes bis zum Jahr 2020 in den Blick genommen. Die Aufkleber waren zuerst thematisch auf „Schimmi“ festgelegt, bald schon traf man aber auch auf andere Sticker. Der zweite Teil behandelt die Jahre 2021 bis 2025.
Spätestens 2021 war der erste jemals geklebte Sticker auf dem Pfosten verschwunden. Es ist bei der beobachteten Klebepraxis – Sandwichkleben und Ergänzungen statt regelmäßigem Entfernen – und angesichts der Dauer, in der er geduldet wurde, unwahrscheinlich, dass er abgerissen wurde. Stattdessen findet sich auf einem Bild aus dem Jahr 2021 ein schwarz-weißer Aufkleber mit Friedenstaube und dem Hinweis auf das Rock-Festival Rock am Ring an seiner Stelle.
Als man im Oktober 2021 die Aufstellung einer Schimanski-Büste unter dem Straßenschild diskutierte, tauchte eine Bildmontage auf, die den Pfosten fast im Ganzen zeigte. Sie ermöglicht einen Überblick auf den damaligen Bestand: Das Zentrum der Sticker bildeten nach wie vor die Abbildungen Georges. Die Schwarz-Weiß Bilder waren aber durch künstlerische Varianten (Schimanski in Schwarz-Orange) ergänzt worden, die in Reihe geklebt waren. Weitere Bilder aus dem gleichen Jahr machen deutlich, dass inzwischen auch die, dem Straßenschild abgewandten Seiten des Pfostens zum Stickerspot aufgestiegen waren.
Besondere Bedeutung für die stickermäßige Erschließung des Pfostens haben die Aufkleber der MSV-Ultras Kohorte, die sich im gleichen Jahr über seine gesamte Länge verteilten. Die Erschließung des Pfostens durch Fußballfans fand bemerkenswert spät statt und blieb auf einige, wenige Stellen beschränkt. Neben dem MSV ist auch ein Kleber des Ruhrorter Turnvereins 1860 auf dem Pfosten gelandet. Spätestens mit dem Vordringen der Fußballaufkleber näherte sich der Pfosten dem in Duisburg üblichen Mix von Stickern an – ein biertrinkender Mann ist natürlich auch dabei (Der männliche Blick / Blog | Bildstockart).

2022 erschien mit zwei Aufklebern von Dellephant eine Exponentin der Duisburger Street-Art-Szene vor Ort. Wie ein Qualitätslabel klebte der kleine Origami-Elefant nun für die kommenden Jahre an dem Pfosten. Im gleichen Jahr erfahren wir, dass es noch freie Stellen unterhalb des Straßenschilds gibt: Auf den unteren, etwa 50 Zentimetern des Pfostens fehlen Sticker. Die Journalistin und Gästeführerin Dagmar Dahmen, die zu den maßgeblichen Schimmi-Fans in Ruhrort gehört, postierte sich auf einer Bierkiste neben dem Schild und sorgte damit für die Möglichkeit, die Maßstäbe einzuordnen.
Auf dem Pfosten am Leinpfad landeten in den letzten Jahren immer wieder auch Einlassungen zum politischen Zeitgeschehen. 2022 fiel ein Aufkleber ins Auge, der den Polit-Aktivisten Julian Assange zeigt. Assange befand sich zu dieser Zeit in englischer Haft. Kurze Zeit wagte sich auch ein Produkt eines rechten Stickerlabels – eine Pride-Flagge in den Farben der Deutschlandflagge – vor, das schnell überklebt wird. Und auch Schimmi positioniert sich: Spätestens 2024 tauchte ein Aufkleber des Duisburg-Core-Ladens Onkel Stereo hier auf. „Schimmi hätte niemals AFD gewählt. – Scheiße nein.“
Der Pfosten der Horst-Schimanski-Gasse bleibt auch 2025 ein beliebtes Fotomotiv. Von den vorsichtigen Anfängen im Jahr 2016 hat sich der Pfosten zu einem „Schwarzen Brett“ für durchreisende Gruppen entwickelt. Unter den wachsamen Augen des unvergessenen Tatort-Kommissars entstand eine künstlerische Projektionsfläche, die auch Raum für politische Statements bietet, kurz ein Ort der Meinungsvielfalt in Duisburg. Ferdinand Leuxner
Alle Abb.en Sticker auf Pfosten, Leuxner, Juli 2025.
Die einzelnen Fotos, die für diese Auswertung herangezogen wurden, sind teilweise urheberrechtlich geschützt. Eine Dokumentation ist auf Nachfrage via Mail einsehbar.
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