
Sticker finden sich auf Stromverteilerkästen, auf Regenrinnen, der Rückseite von Verkehrszeichen und an den Pfosten von Straßenschildern. Um den Stickerbestand und seine Veränderungen zu analysieren, müsste man einen einzelnen Spot über einen längeren Zeitraum beobachten und dokumentieren. Aber wer hat für so etwas Zeit? Stattdessen könnte man doch auf bereits geschossene Fotos zurückgreifen, die – eindeutig datierbar – im Internet kursieren. Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, das wahrscheinlich berühmteste Straßenschild Duisburgs aus allen Winkeln und durch alle Zeiten seiner Existenz hindurch zu betrachten und eine Stickergenese bis in den Sommer 2025 zu erstellen.
Die Horst-Schimanski-Gasse in Ruhrort wurde im Juni 2014 eingeweiht. Vorausgegangen waren Diskussionen, ob man den 25 Meter langen Weg zwischen Leinpfad und Dammstraße nach einer noch lebenden Person in ihrer bekanntesten Rolle benennen sollte. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt intervenierten Street-Artists und hängten kurzerhand ein gestricktes Straßenschild auf. Nach der offiziellen Einweihung erstrahlten das Schild und der Pfosten in den Farben, die ihnen durch die Industrie-Norm für Aufstellvorrichtungen von Standardverkehrszeichen zugewiesen wurde. Auch auf Bildern, die 2015 geschossen wurden, können keine Eingriffe durch Sticker ausgemacht werden.
Dies änderte sich erst, als das eintrat, was für Straßenschilder der traurige Normfall ist: Der Schauspieler Götz George, der Horst Schimanski im Tatort und darüber hinaus verkörpert hatte, starb am 19. Juni 2016. Trauernde Fans machten sich auf nach Ruhrort, um dem Idol die letzte Ehre zu erweisen. Das Straßenschild erhielt einen Trauerflor, Blumen wurden an ihm befestigt – und da und dort, etwa auf Brusthöhe, brachte man die ersten Sticker an. Den Anfang, das verdeutlicht ein Pressefoto von der Anbringung einer der Blumen, machte ein Aufkleber, der in Schwarz und Grau gehalten war, aber leider nicht mehr genauer zuordenbar ist.
In den Tagen der Trauer, ging es dann Schlag auf Schlag. Dabei bediente man sich archaischer Klebetechniken: Mithilfe von Klebeband wurden Filmstils und Porträts von Götz George als Horst Schimanski geklebt. Drei einsame Sticker sind auf einem Foto aus dem Sommer 2016 auszumachen. Im Jahr 2017 hatte die Anzahl an Stickern am Pfosten noch um einige zugenommen. Die ältesten Exemplare aus der Trauerzeit waren verblasst oder schon verschwunden. „Schimmis“ Konterfei, jetzt auch als gezeichnetes Schwarz-Weiß-Porträt, aber blieb dominierend.
Für 2018 und 2019 ist die Quellenlage dann leider dürftig: Lediglich ein Foto von 2018 konnte identifiziert werden. Das Straßenschild ist darauf nur ganz am Rande zu sehen, unscharf und pixelig. Ins Auge sticht nun jedoch, dass der vollgestickerte Bereich wuchs. Ausgehend von den Klebern auf Brusthöhe verbreiterte sich die Klebe-Zone nach unten und nach oben. Der erste jemals geklebte Aufkleber blieb weiterhin an Ort und Stelle.

Im Jahr 2020 waren vor allem Fotos des Straßennamens beliebt. Mitüberliefert wurden nur die Kleber auf dem oberen Teil des Pfostens. Die Kleber hatten sich weiter nach oben vorgearbeitet und ihr Inhalt diversifizierte sich: Bekannte Aufklebermotive wie der Boxer Cor Eversteijn (Stickerpersönlichkeiten / Blog | Bildstockart), eine Run-D.M.C.-Adaption (rgndws fhlt / Blog | Bildstockart) und ein Sticker mit antifaschistischer Fahne sind auszumachen. Der Pfosten der Horst-Schimanski-Gasse wurde bunter und bunter.
Leider sprengt diese Dokumentation den Rahmen, in dem ein Blogeintrag noch lesenswert ist. Deswegen soll die Geschichte des Pfostens in einem zweiten Teil ab dem Jahr 2020 weiter erzählt werden. Bis der neue Blog erscheint, recherchiere ich noch weiter nach dem ersten Sticker auf dem Pfosten. Ein „Phantombild“ hänge ich aber an, sodass sich auch Leser*innen dieser Zeilen Gedanken machen können, um was für einen Aufkleber es sich handelt. Ferdinand Leuxner
Abb. 1 Horst-Schimanski-Gasse, 1. März 2015 (CC BY-SA 3.0, Wikimedia-User:horstschimanski.info),
Abb. 2 Der erste bei Horst, Leuxner 2025.
Die einzelnen Fotos, die für diese Auswertung herangezogen wurden, sind teilweise urheberrechtlich geschützt. Eine Dokumentation ist auf Nachfrage via Mail einsehbar.
Zum Weiterlesen:
Horstschimanski.info: Die Horst-Schimanski-Homepage - Eine Gasse für Schimanski, abgerufen am 12. September 2025.
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