Im Sommer 2025 tauchten vielerorts in Duisburg Sticker auf, die mit einer alten, aber unvergessenen Zahlenkombination ausgestattet waren: 4100. Bis zum 1. Juli 1993 waren es nicht die 47-Nummern gewesen, die, auf Briefen und Paketen angebracht, die Briefträger*innen nach Duisburg wiesen. Stattdessen existierten in Westdeutschland vierstellige Postleitzahlen. Post für Duisburg wurde mit eben jener Nummer 4100 versehen. Die dunkelblauen Aufkleber sind das Werk eines Mannes, der damit Gutes tun möchte: Bereits im Jahr 2017 (diese Zahl findet sich auch auf den Aufklebern) hatte der Duisburger Sammy Sommerfeld damit begonnen, die Zahlen auf T-Shirts und andere Artikel zu drucken. Viele nostalgische Bewohner*innen der Stadt griffen zu. Die Erlöse fließen in Spenden für die Obdachlosenhilfe.

Obwohl die 4100-Sticker sogar ein mediales Echo nach sich zogen, sind sie nicht die einzigen Zahlen und Codes, die sich auf Stickern im Stadtbild wiederfinden. Da die kleinen Kleber auf Sichtbarkeit ausgelegt sind, braucht es eigentlich kein Vorwissen, um sie zu entziffern. Einzelne Anspielungen und Hinweise müssen aber erschlossen werden. Für die Bewohner*innen der Stadt ist es wohl ein Leichtes, die Arbeiten zuzuordnen, auf denen die aktuelle Postleitzahl erscheint. Alle Kombinationen aus 47er-Nummern verweisen auf Personen, die ihre enge Verbundenheit zum eigenen Stadtteil zum Ausdruck bringen wollen.
Etwas schwieriger gestaltet sich das Entziffern von sogenannten Stellvertreterzahlen. Dabei werden die ersten neun Buchstaben des Alphabets in der Reihenfolge ihres Erscheinens durch eine natürliche Zahl ersetzt. Stickernde bedienen sich dieser Verschlüsselung, wenn die Themen, über die sie reden im Ruch des Illegalen stehen. Besondere Bedeutung für die Fußballszene hat dabei der Code 1312 – ACAB – hinter dem die Abkürzung „All Cops are Bastards“ steckt. Der Code erfuhr einige Abwandlungen, so ist die gleiche Buchstabenkombination auch im Satz „All Colours Are Beautiful“ auf Stickern in Duisburg zu finden.
Das gleiche Vorgehen ist auch bei dem Zahlencode anzutreffen, der sich wohl am zweithäufigsten in Duisburg findet: 161. Die Zahlen-Stellvertreter werden zum Kürzel „AFA“ aufgelöst. Damit wird eine Gruppenzugehörigkeit zum Ausdruck gebracht, die als Oberbegriff für verschiedene Gruppierungen aus dem linken Spektrum dient: „AntiFaschistische Aktion“. Sticker mit diesem Kürzel zeigen an, das sich viele Stickernde in Duisburg gegen eine Verbreitung von neonazistischem, antisemitischem, rassistischem und völkischem Gedankengut aussprechen und diese Haltung durch das Anbringen von Stickern auch öffentlich kundtun.
Selten sind dagegen die Zahlencodes von rechtsradikaler Seite. In Duisburg tauchen lediglich im Zusammenhang mit Produkten des rechten Stickeranbieters „Druck 18“ solche Codes auf: Aus den Zahlen wird das Kürzel „AH“ gebildet, das die Initialen Adolf Hitlers aufgreift.

Es gibt aber auch unpolitischere Zahlencodes, die überall in Duisburg prangen. Bei der meistverwendeten Zahlenkombination auf Stickern in der Stadt handelt sich um eine Jahreszahl, die für Fußballfans einige Bedeutung hat: 1902. Die Gründung des Meidericher Spiel-Vereins am 2. Juni 1902 betont die lange Fußballtradition der Stadt und kann wohl von den meisten Duisburger*innen mühelos entziffert werden. Ferdinand Leuxner
Abb.en Leuxner, 2025.
Zum Weiterlesen:
Annika Krell: Duisburg: Sammy Sommerfeld macht die alte Postleitzahl 4100 zum Kult (RP, 2025), abgerufen am 20. September 2025.
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