Sticker der Woche: Medienrevolution

Veröffentlicht am 22. September 2025 um 14:35

Als das us-amerikanische IT-Unternehmen IBM im Jahr 1969 die erste Diskette auf den Markt brachte, revolutionierte dies die Speicherung digitaler Daten: „Die Kapazität der ersten Diskette betrug genau 80 Kibibyte […], was 1000 Lochkarten entsprach“ (Wikipedia, Diskette). Die kleinen, beschichteten Kunststoffscheiben waren noch in den 1990er Jahren das vorherrschende Speichermedium, ehe sie von der leistungsfähigeren CD-Rom verdrängt wurden. In Duisburg ist die Diskette allerdings noch nicht ganz aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Denn vielerorts finden sich Sticker in Form der Datenträger und sogar echte Disketten kleben in der Stadt.

Auf den ersten Blick scheinen sich die Artists, die hinter der Anbringung der Objekte stecken, lediglich ihres Elektromülls entledigt zu haben. Kaum ein Gerät kann Disketten heute noch als Speichermedium nutzen. Spätestens mit dem Verkleben werden sie endgültig unbrauchbar. Wind und Wetter zerstören die magnetisierbaren Eisenoxid-Streifen, auf denen einst die Daten gespeichert wurden. Klebende Disketten an Straßenschildern und auf Hauswänden regen allerdings zum Nachdenken an.

Mit der Umfunktionierung der Speichermedien zu Streetart, gelingt es, die Geschwindigkeit der digitalen Medienrevolution ins Bild zu setzen: Waren es vorgestern noch die Disketten, die überflüssig wurden und gestern die CD-Roms, die von den USB-Sticks ersetzt wurden, werden heute immer größere Datenmengen in der Cloud und auf Servern gespeichert. Die Revolution schreitet voran und die einstigen Taktgeber verkommen zu bloßer Kunst.

Ganz verschwunden ist die Diskette jedoch auch in der digitalen Welt nicht: Viele PCs nutzen ihre markant-rechteckige Form als Symbol für das Speichern (so etwa die Microsoft-Office-Produkte). Obwohl die echten Objekte es längst nicht mehr mit den Unmengen an Daten aufnehmen können, die kursieren, bleiben sie ein wichtiges Zeichen in der digitalen Welt. Mit ihnen begann die individuelle Möglichkeit, digitale Daten zu bewahren. Vielleicht kann man die Disketten von Duisburg deshalb auch als persönliche Speicherorte im Stadtraum interpretieren: Stößt man auf eine der Datenträger, sollte man kurz einmal innehalten und die eigene Festplatte von allem Überflüssigem leeren. Ferdinand Leuxner

Alle Abb.en Leuxner, 2025.

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