
Bereits im legendären „Zebra-Twist“ des Schlagerkomponisten Hans Blum spielt der Ort, an dem die Duisburger Fußballer ihre Tore schießen, eine besondere Rolle: „Wo Meiderich liegt, wo Meiderich siegt ist überall bekannt.“ Fußballfans sorgen dann auch dafür, dass die scheinbar magische Verbindung von Ort und Torerfolg nicht in Vergessenheit gerät und bringen in Duisburg regelmäßig Sticker ihres Vereins an. Mit viel Herzblut sorgen sie dafür, dass die Aufkleber des MSV zu den meistverklebten Objekten im Duisburger Stadtraum gehören.
Natürlich geht es den Fußballfans mit den Aufklebern auch um Kommunikation (Von Kleben und Überkleben / Blog | Bildstockart) und Sichtbarkeit, aber immer wieder kann auch rücksichtsloses Vorgehen beim Anbringen der eigenen Objekte beobachtet werden. Da werden rigoros Aufkleber entfernt, die nicht den Meidericher Spielverein feiern. Im gleichnamigen Stadtteil und darüber hinaus, geht es vielerorts um Dominanz und Hegemonie. Die Sichtbarkeit der eigenen Fangruppierung steht über dem Zusammenhalt der Stadtgesellschaft an den Stromverteilerkästen. Fußballfans fahren mit E-Rollern gezielt durch die Stadt und kleben alles zu, was nicht Blau-Weiß ist. Der Zebra-Twist bringt auch dieses Vorgehen auf den Punkt: „Tor-MSV-Tor-MSV-Tor“.
Vonseiten der Fans gibt es aber auch Versuche, die Stickervielfalt zu bewahren. In den sogenannten Spieltagsheften, die im Vorfeld von einzelnen Partien herausgegeben werden, machen einzelne Fangruppierungen deutlich, dass man als Fußballfan auch „falsch“ kleben kann: „Graffiti-Crews, Rap-Artists, andere Musik-Kollektive oder progressiven politischen [sic!] Initiativen stehen in keinem Konkurrenzverhältnis zum MSV oder zu unserer Gruppe, sondern sind genauso wie wir ein Teil unserer Stadt und machen Duisburg vielfältig.“ Dazu gibt es worst-practice Beispiele von der Straße.
Und auch die Sticker der Amateurvereine aus der Stadt werden explizit erwähnt: „[I]hr könnt davon ausgehen, dass deren Leute genauso MSV-Fans sind wie ihr.“ Nicht jeden Fan mögen diese Worte überzeugen, denn es geht doch Vielen bei der Sichtbarmachung des geliebten MSV um Herzblut und Hegemonie. Ferdinand Leuxner
Abb. Leuxner, 2025.
Zum Weiterlesen:
- O. A.: Worte der Kohorte Nr. 287. Typoskript. [S. 16 f.]
Wir bedanken uns für die sachdienlichen Hinweise zur MSV-Fankultur und den Stickern.
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